RhodomanologiaDas poetische Werk von Lorenz Rhodoman bis 1588
Rhod. Mau. (Apparate)
Apparate
Sachanmerkungen
(1)Dieser wird im Bioporikon (vgl. bes. 236 θευλογίης κῆρυξ ἀγαθὸς, Mουσουργὸς ἀγαυός) als wichtigster Förderer
bezeichnet, der Rhodomans Berufung als Rektor nach Lüneburg einleitete. Möglicherweise
deutet Mauer dieses Vorhaben am Ende seines Antwortbriefs an Rhodoman bereits an.
(2)Dieser Gedichtbrief ist mit deutlichen Anklängen an Ovids Exildichtung komponiert.
Wie Ovid sein geliebtes Rom in Richtung des „barbarischen“ Tomis am Schwarzen Meer
verlassen musste, ist Rhodoman gezwungen, sein geliebtes Ilfeld und seinen Lehrer
Neander in Richtung des „barbarischen“ Niedersachsen, konkret den Hof Ottos II. von
Braunschweig-Harburg, zu verlassen. Direkte Tristien-Anklänge finden sich in V. 1,
28, 106, 133. Später gestaltet Rhodoman seinen Abschied von Harburg nach Rostock in
dem Abschiedsgedicht an Andreas Saurer ebenfalls mit Anklängen zu Ovids Abschied von
Rom. Siehe Rhod. Carm. 2. [SW]
(3)Offenbar hatte Mauer den Kontakt zu Rhodoman eröffnet, indem er ihm eine Dichtung
zusandte. Rhodoman bezeichnet diese als Musenwerk, das durch Mauer nur zu Papier gebracht
wurde (Topos). Offenbar war damit die Bitte einer Kritik verbunden, die Rhodoman jedoch
aus Bescheidenheit zurückweist.
(4)Gemeint ist offenbar die Anreise zum Harburger Fürsten, um dort das Amt des Prinzenerziehers
anzutreten.
(5)sacra erhält vor dem Hintergrund der folgenden Ausführungen Rhodomans ein gewisses Zwielicht.
(6)Zum Antagonismus zwischen Thüringen (Rhodomans Heimat) und seiner zeitweiligen Wahlheimat
Sachsen (was das heutige Niedersachsen mit einschließt) vgl. besonders Rhodomans Aspastikon. Siehe auch Rhod. It.Lips. 151‒154 (Der Fruchtbarkeit Thüringens wird vor der Magdeburger Börde der Vorrang gegeben).
(7)Zur Weite und Verlassenheit der Lüneburger Heide vgl. auch später Rhod. It.Lips. 85‒92 (Vergleich mit der afrikanischen Wüste!). [SW]
(8)Passend hierzu spricht Rhodoman in dem auf das folgende Jahr 1570 datierenden Brief
an Westphal von einem sexennium.
(9)So interpretiere ich solidae … laudis egentem. Rhodoman benötigte einen Universitätsabschluss. Diesen erhoffte er sich, wie er
im Brief an Westphal schreibt, indem der Harburger Fürst seine Söhne (mit Rhodoman)
an die Straßburger Universität schickte (was zu Rhodomans Enttäuschung nicht eintrat);
daher ging er schließlich zum Studium nach Rostock.
(10)1528–1603. Ottos II. ältester Sohn aus erster Ehe, Otto Heinrich (1555–1591), war
damals 14 Jahre alt, sein Studium also absehbar. Er studierte tatsächlich in Straßburg.
(11)Ausgelassen ist offensichtlich eine Episode als Erzieher bei einem anderen ungenannten
Adligen (einem Ritter, vermutlich in der Umgebung von Ilfeld) im Jahr 1567, die Rhodoman
später im Bioporikon erwähnt. Siehe Rhod. Biop. 186‒192 . [SW]
(12)Nach dem Widmungszusatz zur Ilfelda hat Rhodoman faktisch bereits in Ilfeld Aufgaben eines „Hilfslehrers“ übernommen.
Es handelt sich offensichtlich hier um ein Argument seiner versuchten recusatio gegen die neue Aufgabe. Nach der Schilderung, die hier gegeben wird, scheint der
Gesandte Ottos II. keinen bestimmten Ilfelder Schüler im Blick gehabt zu haben, sondern
es war Neander selbst, dessen Wahl auf Rhodoman fiel.
(13)Es muss sich um den dritten Ehemann der Mutter gehandelt haben (Rhodomans Vater starb
1551, sein erster Stiefvater 1563 gemäß Bioporikon), der hier mit seiner Mutter zusammen brachylogisch als parentes bezeichnet wird.
(14)1508–1582, ein berühmter Theologe und Hymnologe der Reformationszeit, Schwiegervater
des Thomas Mauer.
(15)Dieses Gedicht Rhodomans an Lossius ist bislang nicht identifiziert.
(16)Paradoxe Wendung: Die Freundschaft mit Mauer lässt den Weg nach Niedersachsen, den
Rhodoman nur widerwillig antrat, als höchst glücklich erscheinen.
(17)Die gleiche Selbstabwertungstopik findet sich später etwa in der Selbstempfehlung
an Gruter. Siehe Rhod. Grut. 8‒10.
(18)Zu den schlesischen Geburtsorten von Neander (Sorau) und Mauer (Triebel) vgl. die
Antwort Mauers.